Montag, 1. April 2013

Ich habe viele Sachen - Eine Verteidigung


Ich verteidige heute einmal das Horten, das Sammeln, das Aufheben und das Anhäufen von tonnenweise KRAM!

Dieser Post darf sich also als das Bekenntnis einer Sammlerin lesen, denn was da plötzlich so modern wird, kann ich irgendwie wirklich nicht nachvollziehen: Überall, rechts und links poppt es auf, dieser Minimalismus Trend. Leben mit 100 Sachen, für jedes Teil, das man sich kauft, eins loswerden, riesige LEERE Bücherschränke, weiße sterile leere Wände und Räume in denen irgendwie nichts steht. Aufgeräumt, schick und hip soll das sein. Nichts haben - außer das MacBook, versteht sich.
Lauter Menschen, die Inventur machen, alles loswerden und nur noch mit 5 paar Socken und 6 Löffeln leben, und den Rest sich nur noch ausleihen.

Aber hey, um sich die Dinge alle auszuleihen, braucht es nicht auch Leute, die die Sachen alle haben, die man braucht? Für jedes Ding das man sich kauft eins wegwerfen - ist das nicht ganz schön - ähm - unnachhaltig?

Und ja, ich kenne natürlich auch das befreiende Gefühl, wenn man nach Jahren der Verwahrlosung des Kleiderschranks endlich wieder mal aussortiert, plötzlich wieder Platz im Schrank hat und die Schönen Teile wieder auf Anhieb findet. Aber direkt ALLES LOSWERDEN?!

Nichts für mich.

Ich bin ein Sammler und ein Häufchen-Haber und ich stehe dazu. Ich besitze so unnützen Kram wie Herz Silikon-Förmchen für Spiegeleier, eine große Lampe in Form eines Bambis (das z.Z. einen selbstgebastelten Tardis Haarreifen auf dem Kopf trägt), ich habe eine kleine Armee von Aufziehspielzeug (Friends, anyone? Wer will da nicht drauf vorbereitet sein?), eins davon in Form eines Lachs Nigiri Sushis. Ich habe eine ganze Schachtel voller kaputter Fliesen - fürs Mosaik basteln- ein Magazin Ständer voller neutraler Pappe - brauch ich ständig -und eine ganze Küche voller einzelnem bunt gemustertem Geschirr - denn das sieht so hübsch auf einer Tafel aus, wenn man's nach Farben kombiniert. (Ich habe keine Tafel. Nur einen Couchtisch und ne Theke. Aber irgendwann hab ich sie, und dann werde ich farbig kombinierte Tischdeko erstellen können. Und da freue ich mich schon drauf.)
Ich besitze über 400DVDs, alle in ihrem eigenen Regal, Wände voller Bücher, CDs für den Weltuntergang, ein eigenes Zimmer für meine Bastelutensilien (ok. es dient auch als Gästezimmer. Und der Freund darf es auch benutzen und hat Sachen drin.) Als ich letztes Jahr meine 7 Sachen (ahaha) gepackt habe und nach Berlin gezogen bin, brauchte ich den großen Umzugswagen. - Und ich bin zu Hause nicht die einzige mit dem Sammel-Gen. Der Freund besitzt nach letzter Datenbank-Zählung 14999 US Comic Hefte und im Wohnzimmer stehen Vitrinen voller Statuen - denn wir präsentieren unsere Dinge gerne. In unserer Wohnung gibt es nur offene Regale, überall gibt es was zu sehen und entdecken. Kleine gehäkelte Monsterchen in der einen Ecke, meine kleine Doppeldecker Bus Sammlung in der anderen, ein eigenes kleines Benno-Regal für meine Gläser voller Knöpfe, Kronkorken, Konfetti und Perlen. Ich bin nämlich stolz auf meine Habseligkeiten.

Nur anscheinend sollte ich das gar nicht sein. Die Stichworte sind hier Konsumgeil, Wegschmeißgesellschaft. Plötzlich heißen vollgepackte 4 Wände, das man eine Konsumschnepfe ist, die den Wert der Dinge nicht zu schätzen weiß. Und vieleicht bin ich tatsächlich eine fleißige Konsumentin, aber den Wert der Dinge, die ich besitze, weiß ich bestimmt. Denn bis auf den ein oder anderen zu kleinen Pulli und aus der Mode gekommenen Rock würde ich meine Sachen niemals wieder weggeben, hier gibts nichts zum wegschmeißen. Und deshalb säumen sie jeden Quadratmeter meiner Wohnung, werden gehegt und gepflegt, stolz ausgestellt und lieb gehabt. Und ich kaufe bevorzugt lokale und faire gehandelte Ware. Für den Stoff gebe ich gerne auch mal mehr Geld aus, und Handgemachtes ist für mich sowieso das Größte. Jede Verpackung wird zum Basteln zweckentfremdet, jede Plastiktüte wiederverwendet - selbst wenn es am Ende nur als Lackierunterlage oder Schnittmuster ein neues Leben findet. Ich habe gerne für alle Gelegenheiten und alle Möglichkeiten alles Nötige zu Hause. Und deshalb habe ich kleine Schachteln voller Kreide, hebe Pappen und Seidenpapiere auf und verwende alte Pullis als neue Stoffe. Für irgendeins meiner Projekte kann ich es bestimmt wieder gebrauchen. Keine Wegwerfkultur, sondern doch irgendwie auf relativ schräge Weise ziemlich nachhaltig sogar. Und wenn ich irgendwann mal Kinder habe, dürfen die sich über einen Karton voll mit meinen alten Spielzeugen, Kuscheltieren und Tagebüchern freuen.

Und damit ich deshalb nicht im Chaos versinke, habe ich Regale. Regale, über Regale, über Regale, in denen alle meine Schätze fein säuberlich sortiert und aufbewahrt auf ihren nächsten Einsatz warten. Denn den wird es geben - obwohl es insgesamt weeeeeit mehr über 100 sind.

10 Kommentare:

  1. Großartig! Du sprichst mir aus dem Herzen. Jeder aussortierte Pulli landet auf "daraus-kann-man-noch-was-machen-ich-weiß-nur-noch-nicht-was-haufen" und je mehr bastelkram man hat desto mehr inspirationen. gut das du auch einen sammler zu haus hast. bei mir ist das nämlich genau anders... hihi

    Schönen Rest Ostermontag
    Tobia

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    1. haha, das freut mich total. Wie ich mir die Bloggosphere so angeschaut habe in der letzten Zeit, neben Blättern in Zeitschriften, etc., hab ich mich langsam schon fast allein gefühlt mit meiner Sammel-Lust!
      Und ich finde auch, mit einem gut-bestücktem Material-Haufen kommt die Inspiration schon fast von alleine, da hast du völlig Recht!

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  2. achja, das kenne ich auch und trotzdem passiert es so oft, dass ich für das anstehende projekt doch nicht das material da habe, was ich bräuchte. *lach* heute ist mir zum wiederholten male das garn während eines nähprojektes ausgegangen....
    und trotzdem habe ich manchmal so anwandlungen von wegen "diese wohnung müllt zu! du musst ausmisten/aufräumen/sortieren." ich bewundere menschen, die es schaffen, aufgeräumte wohnungen zu haben. oder wenigstens welche, die so aussehen...

    liebe grüße,

    jule*

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    1. das passiert mir auch oft!! Und deshalb wird die Sammelwut ja auch immer größer. Was mal fehlte wird somit doppelt und dreifach aufgehoben!
      Ich habe wie gesagt ja irgendwie ein eigenes Zimmer für meinen Bastelkram, und deshalb genug Stellfläche um Stauraum zu schaffen für den ganzen Kram. Habe mir gerade letztens erst ein Regal aus Weinkisten gebaut um noch mehr Regalfläche zu schaffen. Und zwei Ikea "Helmer" Elemente neben meinem Schreibtisch die komplett mit Papieren, Klebefolien, Schreibzeug, Klebern, etc befüllt sind. Ordnung klappt also irgendwie, aber dafür brauche ich definitv eines: Platz, platz, platz. Und trotzdem kommt das Chaos gerne schnell ;)

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  3. Haha... das kenne ich irgendwoher...
    Mein Gedanke dabei ist auch immer: "Das kann man bestimmt noch zum basteln/nähen gebrauchen" Ich bin das auch total froh das mein Freund mitspielt und mir nicht so ein "Was willste denn damit - schmeiss das weg" Spruch meine Sammelpläne durchkreuzt ;)

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    1. ich bin auch so hammerfroh, dass mein freund genauso denkt. jeder andere hätte glaub ich schon die krise bekommen! Aber wie gesagt, er darf sich nicht beschweren, er sammelt ja auch. Deshalb brauchen wir in ein paar Jahren aber wohl leider irgendwann mal ne größere Wohnung XD...
      danke für deinen lieben kommentar! <3

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  4. ich auch! bekennender HORTER!

    liebe grüße sendet dir michèle

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    1. die sind mir die sympathischsten ;)
      liebste grüße right back at you!

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  5. Oh ja ich bin auch so eine Sachensammlerin. Denn schließlich kann man alles noch mal gebrauchen oder? Ich habe unendlich viele Kisten und Fächer. Leider habe ich immer wieder das Problem, dass ich die Dinge hervor hole und sie ihren Weg dann nicht mehr zurück finden. Hast du etwas, dass dagegen hilft?

    Liebe Grüße

    Juli

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    1. haha, ja, das problem kenne ich! Die Sache ist ja aber die, dass die ganzen Dinge dann so hübsch ausgebreitet einfach immer so schön aussehen! Wer will das dann auch schon wieder einpacken? Meine einzige Strategie dagegen ist, einen festen Platz für alles zu haben, der einfach noch viel schöner ist. Meine bunte Wollsammlung sieht dann beieinander im Weinkisten Regal einfach NOCH hübscher aus, als so vereinzelt nach Farben sortiert auf der Couch. Meine Helmer Schubladen Elemente haben bunte handgefertigte Etiketten, alle Schuhkartons im Regal sind hübsch mit doilies/Spitzedeckchen verziert auf denen drauf steht was drin ist. So hab ich das Chaos dann zumindest manchmal ganz gut im Griff ^^
      liebsten Dank für deinen süßen Kommentar, liebe Juli!
      liebste Grüße <3

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